Pflegeoase Pflegepatient - Autor openlensAls Folge der seit vielen Jahren steigenden Lebenserwartung, nimmt der Anteil der Demenzkranken Menschen in unserer Gesellschaft stetig zu. Das stellt vor allem deren Angehörigen vor kaum zu lösende Probleme, weil Menschen, die unter Demenz oder Alzheimer leiden, eine dauerhafte Rundumbetreuung benötigen. Ein Aufwand den Berufstätige unmöglich leisten können. Ganz abgesehen davon, dass betreuende Angehörige oft unter psychischen Problem leiden, da sie auf Dauer mit der veränderten Persönlichkeit der Patienten nur schwer umgehen können.

Eine organisatorische Antwort auf das Problem stellen die Sogenannten Pflegeoasen dar. Pflegeoasen sind meist Bestandteil größerer Institutionen der Alten- oder Krankenpflege. So werden sie oft innerhalb eines Pflegeheimes angeboten.

Pflegeoasen fassen, ähnlich wie betreute Wohngruppen, pflege- und betreuungsintensive Menschen mit einem ähnlichen Krankheitsbild in Gruppen zusammen – aber das in einem gemeinsamen Zimmer. Wie groß so eine Gruppe ist, ergibt sich aus den räumlichen Gegebenheiten und den Zielen der Heimleitung. Die meisten Pflegeoasen die uns bekannt sind, bringen drei bis sieben Pflegebedürftige in einer Gruppe zusammen.

Pflegeoasen sind in der Regel nach therapeutischen Gesichtspunkten gestaltet. Farben, Lichtspiele, Formen werden deshalb ganz bewusst gesetzt.

Privatsphäre in einer Pflegeoase? Schwierig, da platzraubend und teuer.

Da der vorhandene Platz meist beschränkt ist, wird mit Trennwänden, Vorhängen oder anderen mobilen Elementen versucht, ein wenig Privatsphäre zu schaffen. Vergleichbar mit einem Leben in den eigenen vier Wänden ist die Wohnsituation in einer Pflegeoase natürlich nicht.

Dafür punkten Pflegeoasen in anderen Bereichen: sie berücksichtigen die reizarme Lebenssituation welche mit der Bettlägerigkeit vieler Patienten einhergeht. Hier wird versucht durch den gezielten Einsatz von Licht, Wäre, Duftstoffen, Musik und Körperkontakt eine regelmäßige Stimulation der Betreuten zu erreichen.

Insgesamt ist es für die Angehörigen demenzkranker Menschen natürlich sehr entlastend, wenn sie mit der Pflegeoase die Möglichkeit erhalten, sich von der oft erdrückenden Last der Ganztagesbetreuung befreien können. Eine Last, welche regelmäßig dazu führt, dass die Betreuer in Behandlung müssen, weil sie durch die Pflege im eigenen Haushalt psychische und physische Schäden erleiden.

Trotzdem sind Pflegeoasen sowohl unter betroffenen Angehörigen als auch Experten umstritten (siehe nachfolgende Aufstellung der Pro und Contras). Ob sich Pflegeoasen als Betreuungs- und Wohnkonzept langfristig durchsetzen oder ob es sich hierbei lediglich um einen kurzfristigen Trend handelt wird die Zukunft weisen.

Pro und Contra Pflegeoase für Demenzkranke und Alzheimer-Patienten:

Die Befürworter der Pflegeoasen führen folgende Argumente an:

  • Schwer Pflegebedürftige können trotz Bettlägerigkeit und palliativer Pflege bis zum Tod eine Gemeinschaft erleben.
  • Pflegekräfte sind dauerhaft im Raum – oder zumindest deutlich länger am Stück als bei den herkömmlichen Betreuungsformen Pflegeheim oder Wohngruppe.
  • Betroffene bekommen in einer Pflegeoase ein auf die Krankheit zugeschnittenes Betreuungskonzept. Gezielt eingesetzte Impulse können die reizarme Welt von Bettlägerigen aufwerten und schwer zugängliche Personen auf der häufig noch erreichbaren emotionalen Ebene „abholen“.
  • Die Anwesenheit Anderer kann Ängste, die demente Personen häufig haben, abmildern. Das kann dazu führen, dass beruhigende Medikamente reduziert oder gar abgesetzt werden können.

Gegner kritisieren folgende Punkte am Pflegeoasen-Konzept:

Pflegebedürftigen wird jeglicher Privatraum genommen; gerade bei Bettlägerigen Menschen bedeutet das, dass selbst die intimsten Vorgänge (Körperpflege, Essensaufnahme, Toilettengang etc.) notgedrungen von allen anderen miterlebt werden, inklusive der zugehörigen Geräusche oder Gerüche. Hier stellt sich die Frage nach der Garantie der Menschenwürde.

  • Die stärkere Präsenz durch Pflegepersonen in einer Pflegeoase bedeutet nicht automatisch eine bessere und intensivere Beziehung zu den Betroffenen. Im Einzelfall kann eine Pflegekraft durch die gleichzeitige hohe Bedürftigkeit aller Bewohner einer Pflegeoase leichter überfordert sein.
  • Die Bewohner können häufig selbst nachts nicht zur Ruhe kommen. Das kann zu Stresssymptomen und zu einem höheren Bedarf an Beruhigungsmitteln führen.
  • Über das Pflegeoasen-Konzept werden schleichend die Mehrbett-Zimmer oder Schlafsäle wieder salonfähig gemacht.
  • Die gezielte Gabe von Impulsen, Sinnesreizen sowie basaler Stimulation ist nicht an die Wohnform einer Pflegeoase gebunden. Auch betreute Wohngruppen, in denen jeder Bewohner zusätzlich zum Gemeinschaftsraum einen Rückzugsraum hat, können grundsätzlich eine aktivierende Pflege durchführen.